Entwurf für einen Änderungsantrag zur Jasperallee für die Bezirksratssitzung Östliches Ringgebiet vom 5.9.2018

 

Dieser Entwurf wurde nach kleineren Überarbeitungen als gemeinsamer Antrag der Grünen, der BIBS und der Linken eingereicht, aber leider von der Mehrheit aus SPD und CDU abgelehnt.

 

 

 

Bezirksrat 120 Östliches Ringgebiet

 

Bäume und Baumlücken Jasperallee

 


Änderungsantrag

 

der Fraktionen Grüne, BIBS, Die Linke

 

zur Beschlussvorlage 18-08855

 

des Dezernates VII, 67 Fachbereich Stadtgrün und Sport vom 05.09.2018

 

 

 

Um eine nachhaltige, behutsame und bürgerfreundliche Erneuerung des Mittelstreifens im Bereich der Jasperallee zwischen Staatstheater und Ring zu erreichen, werden folgende Maßnahmen als Änderung zu der o. g. Beschlussvorlage beantragt:

 


1.) Grundsätzlich werden hier zukünftig abgängige oder abgestorbene Bäume aus dem Bestand entfernt und durch kleine junge Linden ersetzt. Alle Pflanzungen erfolgen im Wurzelverbund.

 

2.) Die 86 wertvollen alten Ahornbäume werden revitalisiert statt gefällt (s. u.)

 

3.) Es werden 10 und bei Erfolg weitere 18 Probegrabungen durchgeführt.

 

4.) Es werden 10 und bei Erfolg weitere 18 Probepflanzungen durchgeführt.

 

5.) Zukünftig erhalten schonendes behutsames Arbeiten und die Vermeidung von Schäden wie z. B. weiteren Mähschäden höchste Priorität.

 

6. Über die Vitalitätsentwicklung des Baumbestandes soll jährlich berichtet werden.

 

7.) In die Baumlücke Nr. 60 vor dem Theater wird eine Linde gepflanzt.

 

8.) Die durch diesen Antrag eingesparten finanziellen Haushaltsmittel werden für Neuanpflanzungen für z. B. durch die Trockenheit 2018 verlorene Bäume eingesetzt.

 

 

 

 

 

Begründung zu 1.) - Linden pflanzen

 

Die Jasperallee ist heute eine der letzten verbliebenen Alleen im Stadtgebiet Braunschweigs und hat mit ihrer repräsentativen Wirkung auch über die Stadtgrenzen hinaus Bedeutung. Historische Aufnahmen der Jasperallee zeigen in deren Mitte eine Doppelreihe aus Linden, die bis heute als Baumart den gesamten Wilhelminischen Ring weitgehend prägen.

 

 

 

Begründung zu 2.) - Revitalisierung

 

a) Statt die 86 wertvollen alten Ahornbäume zu fällen, wird auf sie fünf Jahre ein Revitalisierungsverfahren nach dem neuesten Stand der Technik angewendet wie z. B. „TreeLive“ der Firma Stockreiter aus 49497 Mettingen.

 

Dabei wird verdichteter Boden mit einer wurzelschonenden Methode mittels Druckluft wieder wasser- und sauerstoffdurchlässig gemacht und es wird Dünger eingebracht.

 

Dieses patentierte Verfahren wird bereits in den Städten Osnabrück, Münster, Dortmund, Oberhausen, Düsseldorf, Köln, Bielefeld, Oldenburg, Lingen, Nordhorn, Bremen und Hamburg mit Erfolg angewendet. Unter der Adresse stockreiter.de/gruenpflege/baumduengung-mit-tree-life/ ist anhand von Fotostrecken gut zu sehen, wie sich Bäume mit schlechter Vitalität Jahr für Jahr sehr deutlich erholen.

 

b) Baum Nr. 380 war laut Gutachten Prüfstufe I „unverzüglich zu fällen“. Anschließend wurde die Prüfstufe II durchgeführt. Ergebnis: der Baum ist "erhaltenswert" und die Verkehrssicherheit „wiederherstellbar“. Aus diesem Grund soll dieser Baum erhalten werden.

 


c) Bei den Bäumen Nr. 230, 860 und 1130 steht im Gutachten „Baum fällen: Ja" und "Erhaltenswürdigkeit: Nein". Eine Begründung dafür fehlt. Die Verkehrssicherheit sei „wiederherstellbar“.

 

Auch für diese Bäume soll die Prüfstufen II und nötigenfalls auch die Prüfstufe III eingeleitet werden. Abhängig von dem Prüfergebnis sollen die Bäume dann jeweils zeitnah gefällt oder erhalten werden.

 

Begründung zu 3.) - Probegrabungen

 

Zur Überprüfung der Bodenbeschaffenheit in Bezug auf Bauschutt und Verdichtung werden in zehn Baumlücken Probegrabungen durchgeführt. Diese verteilen sich gleichmäßig auf die vier Abschnitte des Mittelstreifens:

 

1. Teil (vom Theater aus gesehen) - keine Baumlücken vorhanden

 

2. Teil (vom Theater aus gesehen) - Baumlücken Nr. 80, 210 und 310

 

3. Teil (vom Theater aus gesehen) - Baumlücken Nr. 370, 580 und 740

 

4. Teil (vom Theater aus gesehen) - Baumlücken Nr. 930, 940, 990 und 1140

 

Die Grabungen von 2.5 Meter Tiefe und 1,5 Meter Durchmesser werden so vorsichtig durchgeführt, dass die Wurzeln der alten Ahornbäume weitgehend erhalten bleiben.

 

Von diesen zylindrischen Bodenlöchern aus wird geprüft, inwieweit sich trotz möglicherweise vorgefundenem Bauschutt und Verdichtung die Wachstumsbedingungen für die alten Ahornbäume optimieren lassen. Dafür soll das unter 2.) genannte Verfahren verwendet werden, hier jedoch mit waagerecht eingeführten Bodenlanzen.

 

Genauso soll diese Bodenauflockerung auch für die potentiellen zu pflanzenden neuen Linden geschehen in dem Boden und in den Seiten der Probelöcher.

 

Bei positivem Ergebnis wird dieses Verfahren auch auf alle anderen 18 Baumlücken angewendet.

 

 

 

Begründung zu 4.) - Probepflanzungen

 

Die unter 3.) gegrabenen zylindrischen Löcher werden mit Wurzelkanälen erweitert. Sie werden mit für Linden optimiertem Baumpflanzsubstrat gefüllt und mit Linden bepflanzt.

 

Diese Linden sind höchstens so groß, dass der Durchmesser der Wurzelballen noch genau so groß ist, wie der Durchmesser der Baumkronen. Er soll maximal einen Meter betragen. Dies sorgt für bestmögliche Vitalität und Standsicherheit der neuen Linden.

 

Die Lindensorten sollen so ausgewählt werden, dass auf Bänke und Fahrradständer kein klebriger Honigtau tropfen wird, also z. B. Krim-, oder Silberlinden. An den anderen Standorten sollen die bienenfreundlichen Sommer- und Winterlinden bevorzugt werden.

 

 

 

Begründung zu 5.) - Schäden vermeiden

 

Fäll-, Pflanz- und andere Arbeiten sollten laut Gutachten auch beim Bodenaustausch generell umsichtig und behutsam erfolgen.

 

Die Verwaltung wird gebeten, sicherzustellen, dass den Bäumen zukünftig keine weiteren Mäh-, Anfahr- und Streusalzschäden zugefügt werden können.

 

Soweit möglich, werden niedrige Büsche und Blumen um die Bäume gepflanzt. Dies dient dazu, die Wurzeln vor Betretung zu schützen, den Stamm vor Hundeurin zu schützen und die Austrocknung des Bodens im Wurzelbereich durch Beschattung zu verringern. Auch für Vögel und andere Kleintiere sind solche Gebüsche positiv.

 

 

 

Begründung zu 6.) - Erfolgskontrolle

 

Jährliche Erfolgskontrollen sollen die Ergebnisse der Maßnahmen dokumentieren und Neubewertungen ermöglichen.

 

 

 

Begründung zu 7.) - Linde vor das Theater

 

Auf dem leeren Baumstandort Nr. 60 an der Rückseite des Theaters (am Zebrastreifen) wird zur Wiederherstellen der Symmetrie und im Hinblick auf eine Anknüpfung an die im Laufe der nächsten Jahrzehnte wiederherzustellende Lindenallee auf der Jasperallee im historischen Kontext aus der Renaissance noch im Herbst 2018 eine kleine junge Sommerlinde gepflanzt.

 

Begründung zu 8.) eingesparte Haushaltsmittel

 

Für die Beschlussvorlage 18-08855, Fällung von 86 großen Ahornbäumen und Pflanzung von 114 großen jungen Linden sind 392.000 € im Haushalt eingestellt. Allein die neuen Bäume sollen etwa 114 mal 3.000 € = 342.000 € kosten. Aufgrund der schlechten Anwachschancen und schlechter Standsicherheit von groß neugepflanzten Bäumen (mit relativ zu kleinen Wurzelballen) und aufgrund der Lichtempfindlichkeit von jungen Linden ist mit Baumausfällen durch Nichtanwachsen, Absterben oder durch Orkane und dadurch mit erheblich höheren Kosten zu rechnen.

 

Auf der anderen Seite haben die starken Orkane 2015, 2016 und 2017 und der heiße und trockene Sommer 2018 einigen tausend städtischen Bäumen das Leben gekostet.

 

Aus diesem Grund soll der erhebliche Betrag, der durch diesen Änderungsantrag eingespart wird, ausschließlich für Baumnachpflanzungen im Bezirk 120 oder im Stadtgebiet Braunschweig verwendet werden.

 

 

 

 

 

Gezeichnet:

 

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Kontakt

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38100 Braunschweig

 

 

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